Marcel Germann

Persönliche Homepage

Marcel Germann

Marcel Germann

email:
info(removed)masi.li

1. August 2002 Schweizerischer Nationalfeiertag

Es ist 02:30 - mitten in der Nacht - und ich wurde soeben vom kreischenden Lärm einer sogenannten 1.-August-Rakete dem Schlaf entrissen. Nun beginne ich mich doch zu fragen, zu erinnern und zu erfühlen, was 1.-August mit meinem Leben zu tun hat.

Waren wir vor einigen Jahren die kleinen "Zäusli's", die sich über jedes krachende kleine Spielzeug freuten, so bin ich auch jetzt noch irgendwie dieser kleine Knirps, der versucht das Feuer zu beherrschen. - Doch das ist auch alles, was noch geblieben ist.

Meine Fragen wagen sich nun also an den Begriff "Patriotismus", und ich muss erkennen, dass für diesen Begriff in mir immer mehr der Ekel die Gleichgültigkeit ersetzt. Patriotismus beginnt dort, wo Menschen stolz sind auf ihr Land oder zumindest dieses den anderen vorziehen. Ich werde manchmal überrascht, wie patriotisch sich sogar die Menschen um mich herum für einen Star aus der Schweiz (z.B. Tennis, Skifahren, Musik) freuen und dann irgendwie stolz sind, dass es gerade eine Schweizerin oder ein Schweizer so weit gebracht hat. Nun, ich frage mich dann, ob ich mit einer Martina Hingis mehr zu tun haben sollte, als mit einem Boris Becker? Ich kenne beide nicht.

Wie kann man stolz sein auf ein Land? Ein Land ist eine Idee, eine Illusion, die eine grössere Gruppe Menschen gemein haben. Dann bauen sie irgendwelche vielleicht willkürlich gewählte Grenzen auf, ein Zollhäuschen darüber und fühlen sich dadurch sicherer. Gehen diese Grenzen zwischen zwei Häusern durch und kommen diese beiden Familien vielleicht besser miteinander aus, als mit anderen, so kümmert dies niemand. Wieso trennen wir eigentlich nach geografischen Massstäben? wieso nicht nach Sprache? oder nach Religion? Wäre es zu schwierig ein "Land" zu verwalten, dass sich wie zum Beispiel Judentum oder Islam über die ganze Welt verteilt hat?

Doch viel wichtiger ist letztendlich die Frage: Wieso müssen wir überhaupt trennen? Etwa damit wir im Krieg auch sicher einer Partei angehören? Denn um Kriege zu führen, braucht es diese Trennungen, diese Illusionen für die man kämpfen will.

Ich persönlich habe nichts für dieses Land getan (Meiner Meinung nach kann man auch nur auf etwas Stolz sein, bei dem man mitgewirkt hat.) und teile nicht mal die Illusion daran. Wenn mich nun also jemand fragt, welche Nationalität ich habe, so antworte ich schlicht und einfach: ich bin ein Mensch

Masi, 01.08.2002