Marcel Germann

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Abstimmung

"Hah!! Schon wieder so ein Abstimmcouvert in der Post", dachte sich Herr S. als er heute den Briefkasten leerte. "Und um was geht es diesmal wieder?" Er stöbert durch die Broschüren und Stimmzettel. "Kommt es auf meine Stimme überhaupt an? Nein. Aber wenn das alle denken dann schon. Deshalb mache ich bei dem 'Spass' ja mit: damit nicht alle so denken. Aber andere denken gleich wie ich und so bin ich wieder unbedeutend.

Egal. Ich stimme jetzt ab.

Hmmmm, was schreiben die denn da bei der ersten Vorlage? Hui, ist das viel. Soll ich mich da wirklich durchwälzen? Und dann? Wie soll ich eigentlich meine Stimme setzen? Ich meine, wenn ich mir überlege, was für das Volk am besten ist, dann gehen doch meine eigenen Interessen unter. Und wenn ich einfach für das was ich persönlich will stimme, also völlig egoistisch? Ist das nicht falsch? Andererseits: Wenn jeder für seine Interessen abstimmt, dann kommt ja das heraus, was für die Mehrheit am besten ist. Oder doch nicht? Ich habe doch letzthin gehört, dass das rein mathematisch gesehn nicht immer zutrifft, weil so z.B. bei einer Wahl die kompromiss-Personen gar nie gewählt werden, wenn alle entweder die eine oder die andere extrem-Person wählen. Also sollte ich doch für das Volk wählen und nicht für mich. Hmmm, aber was ist wenn alle so denken? Dann gehen die Interessen aller unter.

Wer schreibt eigentlich diese Kommentare? Ist das nicht schon Beeinflussung? Da schreibt die eine Seite ihre Lügen und die Gegner doppeln nach. Es sollte ein unparteiischer Ausschuss diese Texte schreiben. Pha! Ich lasse mich nicht beeinflussen. Ab jetzt lese ich nur noch die genauen Gesetzesvorlagen, ja genau, nur noch diese Paragraphen, wo die Gesetzestexte drin stehen. Wo sind denn die? Ah ja da.

Oh, das ist aber kompliziert.

Ja kann ich denn das als normaler Bürger überhaupt verstehen? Da ging es doch neulich um Energie-Politik. Wie soll ich Ottonormalverbraucher über so etwas entscheiden, wo ich doch keine Ahnung habe - weder von Energie noch von Politik. Wenn ich z.B. gewisse Risiken oder sonstige Faktoren gar nicht kenne, dann stimme ich unter Umständen weder für mich noch für das Volk. Das kann ich doch nicht tun. Vielleicht verstehe ich auch den Abstimmungstext oder die Gesetzesregelung völlig falsch. Ich glaube ich sollte mich zuerst eingehend mit dem ganzen Thema der Vorlage beschäftigen.

hmmm, was empfiehlt eigentlich der Bundesrat?"

Drei Minuten später sass Herr S. wieder beruhigt vor dem Fernseher. Seine Pflicht war getan.

Masi, 05.11.2002